Ästhetische Aufmerksamkeit und psychedelische Erfahrungen

Ästhetische Aufmerksamkeit und psychedelische Erfahrungen

Zürich: Frontiers in Psychedelic Science

Die Forschungsgruppe Psychedelic Research & Therapy Development der Universität Zürich um Dr. Milan Scheidegger präsentiert regelmäßig Lektionen und Vorträge zur psychedelischen Wissenschaft. Am Montag, 6. Dezember 2021, findet die nächste Veranstaltung statt.

18:15 – 19:45, University of Zurich
Rämistrasse 71, 8006 Zürich, KOL-F-118

Referentin: Ass.-Prof. Dr. Susanne Schmetkamp
SNSF PRIMA Research Group Leader „Aesthetics and Ethics of Attention“, University of Fribourg

Wie verhält sich unsere Aufmerksamkeit in psychedelischen Erfahrungen? In dem philosophischen Vortrag wird es um einen Modus von Aufmerksamkeit gehen, der sich von der Standard-Form einer selektierenden, handlungsorientierten Aufmerksamkeit (attention) dahingehend unterscheidet, dass er zweckfrei statt instrumentell, weit gestreut statt eng fokussiert ist und mit einer ästhetisch und ethisch wertvollen Perspektivenänderung einhergeht.

Anhand einer Konzeption solch von mir als ästhetischer Aufmerksamkeit bezeichneten Weise des Aufmerksamseins (attentiveness) entwickele ich eine Phänomenologie psychedelischer Erfahrungen, welche zwar nicht nur für diese vorbehalten ist, aber dort auf intensive, immersive und verdichtete Art realisiert wird. Als ästhetisch bezeichne ich sie deshalb, nicht nur weil diese Aufmerksamkeit perzeptive und sensuelle Modifikationen, Verschiebungen und Neubetrachtungen involviert, sondern auch weil sie nicht auf ein Ziel oder eine konkrete Aufgabe zweckhaft ausgerichtet ist. Im Gegenteil: sie kann sich nur einstellen, wenn von Zwecken losgelassen und eine akzeptierende Hinwendung zu dem, was gegenwärtig erscheint, ausgeführt wird. Dass Aufmerksamkeit sich durch einen Dualismus von passiv-aktiver Gestaltung kennzeichnet (Waldenfels), wird dabei wichtig sein. Ferner wird auch die Rolle der Empathie als unser Vermögen, Perspektiven einzunehmen, angesprochen werden mit der These, dass eine offene und sensitive Aufmerksamkeit (open mindedness) eine Voraussetzung ist, eine auch auf andere (Menschen, Lebewesen, Natur) orientierte Perspektivenveränderung zu ermöglichen. Ziel des Vortrags ist es, zu einer phänomenologisch reichhaltigen und zugleich analytisch klaren Beschreibung solcher Zustände beizutragen und eine Brücke zu schlagen zu anderen nicht-psychedelischen Erfahrungen, um eine Vielfalt von Wegen der Bewusstseinserweiterung insgesamt aufzuzeigen.

Die Philosophin Dr. Susanne Schmetkamp ist Assistenz-Professorin an der Universität Fribourg. Sie leitet dort eine SNF-Forschungsgruppe zu «Aesthetics and Ethics of Attention». Sie hat unter anderem in Basel, Berlin, Weimar, Siegen, Konstanz und St. Gallen gearbeitet. Ihre Themenschwerpunkte sind Empathie, Perspektivität, Aufmerksamkeit, ästhetische Erfahrungen, Respekt, Anerkennung und Liebe. Zuletzt ist von ihr erschienen: «Theorien der Empathie – Zur Einführung» (Junius, 2019) sowie «Understanding A.I. – Can and Should we Empathize with Robots?» (Review of Philosophy and Psychology, 2020). Sie arbeitet auch als freie Autorin und Moderatorin und gehört zum Vorstand der Zürcher «Gesellschaft zur Erweiterung des Bewusstseins» (GEB). Sie lebt mit ihrer Familie in Zürich.

Mehr Infos zur Referentin: https://www.susanneschmetkamp.com

Psychedelic Research & Therapy Development