Autismusforschung: Cannabidivarin kann Gehirnfunktion normalisieren

Cannabis-Blüten nach der Ernte | CC-BY-NC-SA Dirk Netter

Autismusforschung: Cannabidivarin kann Gehirnfunktion normalisieren

CBDV reduziert Hyperkonnektivität

Laut einer neuen doppelblinden, placebokontrollierten Studie mit 28 Männern, von denen 13 mit einer Autismus-Spektrum-Störung diagnostiziert wurden, kann das pflanzliche Cannabinoid Cannabidivarin (CBDV) die veränderte Gehirnfunktion bei Autismus normalisieren. Die Forscher des Instituts für Psychiatrie am King’s College London, Großbritannien, zeigten, dass Patienten mit Autismus im Vergleich zu 15 gesunden Männern eine veränderte funktionelle Konnektivität zwischen bestimmten Hirnregionen (ventrales Striatum und frontale und perizentrale Regionen) und andere Veränderungen in Regionen, die an Sprache und Sprechen beteiligt sind, aufweisen. Alle Teilnehmer erhielten 600 mg CBDV bzw. ein Placebo bei zwei Gelegenheiten, die durch mindestens 13 Tage voneinander getrennt waren.

CBDV reduzierte die Hyperkonnektivität auf das normale Niveau. Die Autoren schlussfolgern, dass die Studie einen „vorläufigen Beweis für das Konzept liefert, dass im erwachsenen autistischen Gehirn eine akute CBDV-Verabreichung atypische striatale Schaltkreise in Richtung neurotypischer Funktion modulieren kann“. Sie merkten an, dass weitere Studien erforderlich sind, um zu eruieren, ob diese Normalisierung mit Veränderungen der Autismus-Symptome verbunden ist.

„Unsere Ergebnisse sollten vor dem Hintergrund verschiedener methodischer Aspekte betrachtet werden, insbesondere unserer Teilnehmergruppe (beschränkt auf männliche Erwachsene), was die Generalisierbarkeit unserer Ergebnisse auf die breitere und heterogene Population von Autismus-Patienten einschränkt“.

Autismus-Spektrum-Störungen verursachen hohe Kosten für die betroffenen Personen und die Gesellschaft, aber es fehlt an Behandlungen für die Kernsymptome. Um die Interventionsmöglichkeiten zu erweitern, ist es von entscheidender Bedeutung, ein besseres Verständnis der potenziellen Behandlungsziele und ihrer Wirkung im Gehirn zu erlangen.

Um dies in einer kleinen Pilotstudie zu untersuchen, haben Forscher die Daten der funktionellen Magnetresonanztomographie im Ruhezustand von 28 Männern in einer Studie mit wiederholten Messungen aufgenommen. Die Untersuchungen wurden im Abstand von mindestens 13 Tagen durchgeführt, um eine Auswaschung des Medikaments zu ermöglichen.

Studie: Pretzsch, C.M., Floris, D.L., Voinescu, B., Elsahib, M., Mendez, M.A., Wichers, R., Ajram, L., Ivin, G., Heasman, M., Pretzsch, E., Williams, S., Murphy, D.G.M., Daly, E., McAlonan, G.M. Modulation of striatal functional connectivity differences in adults with and without autism spectrum disorder in a single-dose randomized trial of cannabidivarin, Mol Autism. 2021 Jul 1;12(1):49. doi: 10.1186/s13229-021-00454-6. PMID: 34210360.

Zum Abstract auf PubMed: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34210360/