Cannabis in der Schweiz: Schwarzmarkt gerät unter Druck

Cannabis in der Schweiz: Schwarzmarkt gerät unter Druck

Erste Ergebnisse der größten Schweizer Cannabis-Studie

(pm) Zürich, 20. Mai 2025 – Seit einem Jahr konsumieren im Kanton Zürich rund 4’400 Teilnehmende zu Studienzwecken Cannabis – rund 3’000 davon legal. Erste Ergebnisse zeigen, dass Cannabis in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist – und dass Cannabis-Konsumentinnen und -Konsumenten den Schwarzmarkt mehrheitlich unzufrieden sind. Die Zürcher Studie des Vereins Swiss Cannabis Research, die von der Universität Zürich und der KOF (Konjunkturforschungsstelle) der ETH Zürich begleitet wird, will während fünf Jahren den Freizeit-Cannabiskonsum von 7’500 Personen untersuchen. Sie ist damit die schweizweit größte Studie für die Erforschung und Regulierung des Konsums von THC-haltigem Cannabis.

„Seit dem Start unserer Studie im Mai 2024 verzeichnen wir heute bereits 4‘400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Rund zwei Drittel davon erhalten Zugang zu legalem Cannabis, während eine Kontrollgruppe weiterhin auf dem Schwarzmarkt bezieht“, sagt Paul-Lukas Good, Gründer und Präsident des Vereins Swiss Cannabis Research, der zusammen mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich und der Universität Zürich die schweizweit größte Cannabis-Studie im Kanton Zürich durchführt.

Rund 34 Gemeinden im Kanton Zürich machen mit – die Bewilligung zur Anbindung weiterer Gemeinden steht noch aus, wie Good erklärt: „Wir haben noch Platz für 3000 weitere Teilnehmende. Unser Ziel ist es, 7‘500 Konsumentinnen und Konsumenten über insgesamt fünf Jahre zu begleiten und damit die volkswirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen einer möglichen Regulierung zu untersuchen. Derzeit decken wir mit unserer Studie rund 70 % des Kantonsgebiets ab – unser Ziel ist es, dass wir mithilfe des Bundesamts für Gesundheit bis zu 90 % der Zürcher Kantonsbevölkerung die Möglichkeit geben, können bei unserer Studie mitzumachen.“

Einzigartiges Studiendesign der KOF, ETH Zürich

„Zu den Auswirkungen von Cannabis gibt es zahlreiche Studien mit teilweise widersprüchlichen Ergebnissen“, erklärt Dr. Andreas Beerli von der KOF (Konjunkturforschungsstelle) der ETH Zürich. Er betont: „Die aktuelle Debatte zur Cannabislegalisierung basiert oft auf Studien, die nur Zusammenhänge aufzeigen, aber keine Ursachen belegen. Politische Entscheidungen brauchen jedoch harte Evidenz. Genau hier setzt unsere Forschung an: Wir schaffen mit modernen Methoden eine wissenschaftliche Grundlage für eine informierte, evidenzbasierte Drogenpolitik.“

Viele Beobachtungsstudien zeigen lediglich Korrelationen und keine Kausalketten, wie Dr. Beerli ausführt: „Unsere Studie geht einen Schritt weiter: Durch zufällige Zuteilung und ein sauberes Studiendesign können wir zeigen, ob ein Effekt wirklich durch die Legalisierung entsteht – und nicht durch andere Faktoren wie beispielsweise die Pandemie, Polizeistrategien oder wirtschaftliche Entwicklungen.“

Die Teilnehmenden der schweizweit größten Cannabis-Studie des Vereins Swiss Cannabis Research werden per Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt – eine mit legalem Zugang zu Cannabis, eine ohne. So können die Forschenden belastbar untersuchen, welche Auswirkungen eine Legalisierung tatsächlich auf das Konsumverhalten, die Kriminalität, Bildung und Arbeitsmarktintegration hat. Anders als bisherige Studien liefern die Forschenden dabei keine bloßen Korrelationen, sondern echte kausale Zusammenhänge.

Konsumentinnen und Konsumenten lehnen Schwarzmarkt ab

Paul-Lukas Good, Präsident des Vereins Swiss Cannabis Research, sagt: „Wer sich vertieft mit Cannabis-Freizeitkonsum, Gesundheitsschutz und Schwarzmarkt auseinandersetzt, kommt nicht umhin, wesentliche Fakten anzuerkennen: Rund 10 % der Erwachsenen in der Schweiz konsumieren Cannabis auf dem Schwarzmarkt, welcher jährlich dreistellige Millionengewinne einfährt. Dass Dealer sich hierbei nicht um Gesundheitsschutz kümmern, ist bekannt.“ So zeigen auch die ersten Daten des Forschungsprojekts, dass ein substantieller Teil der Studienteilnehmenden bezüglich Qualität, Preis und Convenience mit den Begebenheiten auf dem Schwarzmarkt unzufrieden ist.

Gleichzeitig bezieht lediglich die Hälfte aller Teilnehmenden ausschließlich legal – über 40% beziehen sowohl legal als auch auf dem Schwarzmarkt. Für Good ein Zeichen dafür, wie etabliert der Schwarzmarkt effektiv ist: „Cannabis-Konsumentinnen und -konsumenten haben deutliche Vorbehalte gegenüber dem Schwarzmarkt. Mit unserem Angebot haben wir bereits einen Großteil der Konsumierenden in die Legalität überführt. Aber unsere kriminelle Konkurrenz schläft nicht. Für uns ein klares Zeichen, dass der legale Markt im Vergleich zum Schwarzmarkt bezüglich des Preises, Angebots und Zugangs noch attraktiver werden muss.“

Um den Schwarzmarkt auszubremsen sei man sich in Fachkreisen einig, dass für Konsumierende ein attraktives Angebot bereitgestellt werden müsse, das auch effektiv die nachgefragten Bedürfnisse erfülle, die heute auf dem Schwarzmarkt gestillt würden, sagt Good und führt aus: „Wir wollen unser Angebot dieses Jahr weiter vergrößern und streben ein breites Sortiment analog zum Schwarzmarkt an, das verschiedene Optionen bereithält, um THC ohne Inhalation und Tabak zu konsumieren. So schaffen wir die Basis für eine Cannabis-Regulierung, die den Schwarzmarkt in puncto Gesundheitsschutz, Angebot, Qualität und Convenience übertreffen wird.“

Cannabis in der Mitte der Gesellschaft angekommen

„Unsere Studie bildet die Cannabis-konsumierende Schweizer Bevölkerung sehr gut ab“, sagt Arto Arman, Doktorand im Team an der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich. Die Auswertung der KOF (Konjunkturforschungsstelle) der ETH Zürich zeigt ein breites Bild:

1. Das Alter der Teilnehmenden reicht von 18 bis 79 Jahren
2. Teilnehmende Cannabis-Konsument:innen wohnen wie der Durchschnitt der Schweiz
3. Konsumhäufigkeit variiert beachtlich

Mit dieser Ausgangslage verfügt die Studie von Swiss Cannabis Research über eine Studienpopulation, die aufgrund ihrer Vielfältigkeit evidenzbasierte Aussagen zu den Auswirkungen von Cannabis auf verschiedene Bevölkerungsgruppen machen kann. Paul-Lukas Good betont: «Ob jung oder alt, urban oder ländlich, regelmäßiger oder gelegentlicher Konsum, ob Familienvater oder Singlefrau – die Auswirkungen des Cannabiskonsums lassen sich mit unserer Studie genau beobachten. Fest steht: Cannabis ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen».

Diese Realität sei auch von der Politik anerkannt worden, was sehr wichtig sei, wie Good sagt: „Unser Pilotversuch wird bis zum Tag, an dem das Schweizer Parlament über die Regulierung von Cannabis bestimmt, wertvolle Daten liefern. Und wir sehen seitens der Politik auch konkretes Interesse an diesen Daten“.

Klare Kriterien für Studienteilnahme

Grundsätzlich kann sich jede Person, die in einer der 34 partizipierenden Zürcher Gemeinden lebt über die Webseite des Vereins, unter https://pilotversuche.ch für die Studie anmelden. Nach einem klar regulierten Onboarding-Prozess werden nur Personen zugelassen, die die gesetzlich vorgegebenen Zulassungsvoraussetzungen erfüllen: Die Proband:innen müssen bereits Cannabis konsumieren, volljährig sein, nicht schwanger sein, nicht stillen und keine mit Cannabis kontraindizierenden Vorerkrankungen haben.

An diesen 12 Standorten können Teilnehmende Cannabis-Produkte kaufen:

Swiss Cannabis Center, Konradstrasse 1, 8005 Zürich
Medbase Apotheke Helvetiaplatz, Langstrasse 39, 8004 Zürich
Medbase Apotheke Berninaplatz, Schaffhauserstrasse 241, 8057 Zürich
Medbase Apotheke Kreis 11, Querstrasse 15, 8050 Zürich
Swiss Cannabis Center, Schulstrasse 2, 8953 Schlieren
Pill Apotheke Sihltal, Bahnhofplatz 4, 8134 Adliswil
TopPharm Apotheke zum Erzberg, Zugerstrasse 27, 8810 Horgen
Bahnhof Apotheke Stettbach, Am Stadtrand 1, 8600 Dübendorf
Medbase Apotheke Uster, Bankstrasse 10, 8610 Uster
Oberland Apotheke, Bahnhofstrasse 151, 8620 Wetzikon
Pill Apotheke Oberdorf, Oberdorfstrasse 27/31, 8820 Wädenswil
Swiss Cannabis Center, Technikumstrasse 92/94, 8400 Winterthur

Einfacher Zugang bedeutet mehr Sicherheit

Die Einfachheit des Zugangs zu qualitativ einwandfreiem Cannabis sei aus Sicht des Vereins von besonderer Bedeutung, da ohne einen einfachen Zugang der Schwarzmarkt, der heute häufig über Bestellung per Chat, Bezahlung per Bitcoin und Lieferung per Post operiert, nicht verdrängt werden kann. Good pocht dabei auch auf die Verantwortung des einzelnen Cannabis-Konsumenten: „Wer in seiner individuellen Lebensführung auf den Kauf fair hergestellter Produkte Wert legt, regional einkauft und auf Qualität achtet, wird auch beim Konsum eines Genussmittels wie Cannabis nicht darum herumkommen, sich ethische Fragen zu stellen.“ So führt der Verein verschiedene Cannabis-Sorten und -produkte im Angebot, welche in Schweizer Bio-Qualität von Produzenten aus den Kantonen Freiburg und Schwyz kultiviert und hergestellt werden.

Über den Verein Swiss Cannabis Research

Der in Zürich ansässige Verein Swiss Cannabis Research unterstützt die Forschung zum Thema Cannabis und arbeitet langfristig auf die verantwortungsvolle Regulierung des Konsums, Verkaufs und Vertriebs von THC-haltigem Cannabis zu nicht-medizinischen Zwecken hin. In Zusammenarbeit mit der Universität Zürich, der KOF (Konjunkturforschungsstelle) der ETH Zürich und dem Arud-Zentrum für Suchtmedizin führt der Verein schweizweit verschiedene Forschungsprojekte durch, mit dem Ziel, während der nächsten fünf Jahre im Kanton Zürich rund 5‘000 Proband:innen bei einem reglementierten Cannabis-Konsum zu begleiten. Aktuell können noch weitere 3000 Teilnehmende in den Zürcher Versuch aufgenommen werden. Folgeprojekte in weiteren Schweizer Kantonen befinden sich bereits in Planung.

Kontakt für Rückfragen:
Paul-Lukas Good
Vereinspräsident
Verein Swiss Cannabis Research
Telefon: 076 562 87 84
paul.good@cannabis-research.ch
www.swisscannabis-research.ch