Cannabis in Nepal: Parlament diskutiert Legalisierung

Wilde Cannabispflanzen in Nepal. Foto: Alexander Ochse

Cannabis in Nepal: Parlament diskutiert Legalisierung

Nepalesisches Parlament erwägt Revision des Hanfverbots

Seit 1973 ist Cannabis im südasiatischen Staat Nepal verboten. Das ist vor allem in Anbetracht der religiösen Verwendung des Hanfes in der Republik besonders verwunderlich, denn Cannabis dient – neben Stechapfel (Datura spp.) und Schlafmohn (Papaver somniferum) – im dort praktizierten Hinduismus besonders der Verehrung Shivas. Ein Verbot des »heiligen Shillums« kommt etwa einem Verbot von Weihrauch hierzulande gleich. Das Hanfsakrament spielt seit jeher eine wichtige Rolle in der Kultur Nepals.

Laut einem Artikel im Stern vom 8. Mai 2022 erwägt das nepalesische Parlament nun eine Rückkehr zu einer liberaleren Drogenpolitik. Dies dürfte nicht zuletzt im Zusammenhang mit zahlreichen Protestbewegungen und heftigen Vergehen der Polizei im Land stehen. So wurde zum Beispiel der HIV-Patient und Aktivist Rajiv Kafle, der sich aufgrund seines Krankheitszustandes mit Cannabis therapiert, im September 2021 von örtlichen Behörden verhaftet, weil er das psychoaktive Kraut in seinem Anwesen, das »Hippie Hill« genannt wird, verkaufte. Anlaufstellen zum Erwerb von Hanf gibt es in Nepal zuhauf, und oft dulden polizeiliche Kräfte Konsum und Handel, allerdings lange nicht in allen Fällen. Die Verhaftung Kafles sorgte für heftigen Gegenwind aus der nepalesischen Bevölkerung.

Gesundheitsminister Birodh Khatiwada, der seit 2021 das Amt bekleidet, setzt sich regelmäßig für eine Revision der geltenden nepalesischen Drogengesetze ein und kämpft immer wieder für eine Legalisierung im Parlament. Auch Sher Bahadur Tamang, Mitglied des Repräsentatenhauses, befürwortet ein Ende des Verbots. Nepalesische Politiker sehen die Gründe für eine drogenpolitische Lockerung nicht nur in der zurzeit geltenden Missachtung von Menschenrechten und der sinnlosen Prohibition einer wirksamen Medizin, sondern auch in rein wirtschaftspolitischen Aspekten: Durch Im- und Exporte sowie durch gesteigerten Tourismus ließe sich die Wirtschaft des südasiatischen Staates ankurbeln. Ein entsprechender Gesetzesentwurf, der von der regierenden Kommunistischen Partei Nepals vorgeschlagen und von 46 Politikern gebilligt wurde, liegt dem Parlament seit Anfang 2020 vor. Realpolitisch spielt dieser bisher aber keine große Rolle – Hanf bleibt weiterhin verboten.

Der medizinische Gebrauch ist in Nepal theoretisch zwar erlaubt, aufgrund des allgemeingültigen Verbots des rekreativen Konsums bzw. Handels stehen Patientinnen und Patienten allerdings zahlreiche Hürden im Weg, bevor sie an ihre Medizin gelangen können – ähnlich wie hierzulande. In Nepal ist die Situation jedoch noch einmal weitaus bizarrer: Wildwachsende Cannabispflanzen übersäen zahlreiche Regionen des Landes, eine gezielte Kultivation ist oft gar nicht nötig.

Ressourcen:

Artikel im Stern

Artikel im nepalesischen News-Portal Onlinekhabar