Cannabis-Studie: Uralte Kulturpflanze

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Cannabis-Studie: Uralte Kulturpflanze

Kulturgeschichte des Hanfs ist älter als angenommen

Eine neue wissenschaftliche Arbeit zu Cannabis sativa, die im Juli 2021 in Science Advances, einem angesehenen Wissenschaftsmagazin aus den USA, veröffentlicht wurde, enthüllt die Jahrtausende alte Domestikationskultur der Pflanze. Mithilfe der Methode der Ganzgenom-Sequenzierung (engl.: whole-genome sequencing) von insgesamt 110 Sorten weltweit erschlossen die Forscher das frühe Ver- und Ausbreitungsgebiet der Hanfpflanze.

Ganzgenom-Sequenzierung ist eine Methode zur vollständigen Analyse eines Genoms also der Gesamtheit der vererbbaren Eigenschaften eines Lebewesens dem kompletten Erbgut. Dieser Vorgang wird heute meistens mithilfe eines DNA-Sequenzierautomaten durchgeführt.

Dabei stellten sie fest, dass Cannabis sativa nicht, wie bisher angenommen, in Zentralasien zuerst domestiziert, sondern in Ostasien erstmals gezielt gezüchtet wurde, wobei manche chinesischen Wildsorten von heute am nächsten mit der Urpsrungs-Zuchtpflanze verwandt sind:

»Unsere Ergebnisse deuten auf einen einzigen Domestikationsursprung von C. sativa in Ostasien hin, in Übereinstimmung mit frühen archäologischen Beweisen. Die Ergebnisse implizieren auch, dass einige der aktuellen chinesischen Landrassen und verwilderten Pflanzen die engsten Nachfahren des Genpools der Vorfahren darstellen, aus dem sich seither Hanf- und Marihuana-Landrassen und -Kultivare entwickelt haben.«

Laut der Studie fanden diese «Ursorten» ihren Urpsrung etwa 12.000 BP (kurz für: Before Present; Zeitrechnungsmethode der Archäologie, die den 1. Januar 1950 als Fixpunkt-Jahr setzt). Dies entspricht etwa dem Jahr 10.000 v. Chr., also dem frühen Neolithikum, den Anfängen der Frühsteinzeit. Dieser Befund deckt sich mit archäologischen Funden, die etwa der gleichen Zeit entstammen: Kordelkeramiken aus China und Taiwan (~ 10.000 v. Chr.) sowie Samen, die man in in alten Töpferei-Artefakten fand (~ 8.000 v. Chr.), deuten auf frühsteinzeitliche Kultivierungen der Hanfpflanze in dieser Region hin.

Etwa 2.000 v. Chr. (~ 4.000 BP) fing man erst an, zweckdienlich verschiedene Sorten zu züchten, beispielsweise für das Herstellen von Stoff oder den rituellen Gebrauch. Es sei anzunehmen, dass vor dieser Zeit lediglich eine Sorte zu verschiedenen Zwecken dienlich war:

»Auf der Grundlage von demographischen und phylogenetischen Analysen erwägen wir, dass frühes domestiziertes Cannabis zunächst bis ~ 4000 BP als Mehrzweckpflanze genutzt wurde, bevor es einer starken divergenten Selektion für eine erhöhte Faser- oder Drogenproduktion unterlag.«

Der rituelle Gebrauch der Cannabispflanze lässt sich laut den Forschungsergebnissen auf mindestens ca. 450 v. Chr. (~ 2.500 BP) datieren.

Von China aus wanderte Hanf und seine Kultur nach Indien, und dann schließlich über die ganze Welt. In Indien spielten die psychotropen Eigenschaften des Cannabis eine ganz besondere Rolle:

»Im Gegensatz zu Ostasien deuten historische Texte aus Indien, die auf 2000 BP datiert werden können, darauf hin, dass die Art dort ausschließlich für den Drogenkonsum genutzt wurde.«

Die komplette Studie kann hier eingesehen werden und ist auch als herunterladbare PDF verfügbar.