Kanadische Studie widerspricht Narrativ vom psychedelischen Eleusis

Das Ausgrabungsgelände von Elefsina

Kanadische Studie widerspricht Narrativ vom psychedelischen Eleusis

Kykeon nur ein Mythos?

Eine neue Studie im Fachjournal Psychedelic Medicine hat sich dem populären Narrativ angenähert, dass bei den antiken eleusinischen Mysterien im alten Griechenland psychedelische Substanzen zum Einsatz kamen. Die kanadischen Forschenden nehmen damit eine These ins Visier, die seit der Veröffentlichung von Der Weg nach Eleusis von Carl A.P. Ruck, Albert Hofmann und Gordon Wasson kursiert, durch Brian Murareskus Bestseller The Immortality Key (2020) neuen Auftrieb erhielt und heute durch Influencer wie Joe Rogan auf sozialen Plattformen weiterverbreitet wird.

In ihrer Analyse zeigen die Wissenschaftler, wie aus spekulativen Behauptungen durch geschickte Rhetorik scheinbare Fakten konstruiert werden. Immer wieder würden Vermutungen mit schwachen Indizien untermauert und dann als gesicherte Erkenntnisse dargestellt, auf denen weitere Schlussfolgerungen aufbauen – ein Muster, das der Studie zufolge grundlegende wissenschaftliche Standards unterläuft.

Doch es geht um mehr als nur methodische Mängel: Die Autoren argumentieren, dass der Versuch, psychedelische Substanzen in die große Erzählung westlicher Zivilisation einzubetten, auch ideologisch aufgeladen ist. Ziel sei es offenbar, moderne psychedelische Praktiken durch eine vermeintlich ehrwürdige religiöse Tradition zu legitimieren – als „Religion ohne Namen“, die unter allen Glaubensrichtungen verborgen liege. Dabei gerieten jedoch gut belegte indigene Traditionen ebenso aus dem Blick wie nicht-pharmakologische Wege zur Bewusstseinsveränderung.

Letztlich, so das Fazit der Studie, trägt die Fixierung auf das angebliche psychedelische Eleusis wenig zur heutigen Debatte über therapeutische oder spirituelle Anwendungen solcher Substanzen bei. Im Gegenteil: Eine unkritische Rezeption solcher Pseudo-Geschichten könne sogar der wissenschaftlich fundierten Auseinandersetzung mit Psychedelika schaden – gerade in einer Zeit, in der deren gesellschaftliche und medizinische Rolle neu verhandelt wird. Die Forscher plädieren deshalb für mehr intellektuelle Redlichkeit, Offenheit für Debatte – und eine ehrlichere Auseinandersetzung mit Geschichte.

Paper: Mosurinjohn, S., Ascough, R. (2025), Psychedelics, Eleusis, and the Invention of Religious Experience, Psychedelic Medicine (Ahead of Print)