Leitbild für akzeptierende Drogenarbeit

Leitbild für akzeptierende Drogenarbeit

Ein Konzept der Deutschen Aidshilfe & akzept e.V.

Dass mittels Prohibition und Verfolgung mehr Menschen zu Schaden kommen, als dass ihnen geholfen werden kann, ist mittlerweile keine Neuigkeit mehr.

Dieses Faktum ist der Deutschen Aidshilfe (DAH) sowie dem Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik (akzept e.V.) bereits seit den 90er Jahren bewusst. Deswegen entwickelten die beiden Vereine bereits 1999 ein sogenanntes Leitbild für akzeptierende Drogenarbeit. Ziel des Programmes ist die Bereitstellung von Richtlinien für eine auf Kooperation mit Konsumenten ausgerichtete, der Verbotspolitik entgegengestellte Drogenhilfe, -politik sowie -prävention.

Dieses Jahr 2021 erschien eine neue Ausgabe des Prinzipientextes. Das in sieben Leitlinien aufgeteilte Papier liefert sowohl in administrativer als auch in praktischer Hinsicht zahlreiche auf Mündigkeit und Menschenwürde fußende Perspektiven. Das besonders in westlichen Gesellschaften etablierte Abstinenzparadigma also die Vorstellung, der Mensch verhalte sich am gesündesten, wenn er keine psychoaktiven Stoffe zu sich nimmt wird vom DAH und akzept e.V. abgelehnt. So heißt es beispielsweise direkt im ersten Abschnitt «Was ist akzeptierende Drogenarbeit?»:

»Eine akzeptierende, humanistische Grundhaltung ist Voraussetzung für eine wirksame Drogen- und Suchthilfe und humane Drogenpolitik. Wir unterstützen mit unseren Hilfe- und Unterstützungsangeboten Menschen, die im Umgang mit legalen und illegalisierten psychotropen Substanzen […] Probleme erfahren haben oder in Not geraten sind. Wir unterstützen ebenso Menschen, die einen unproblematischen Drogengebrauch zu Genusszwecken pflegen, aber von der kriminalisierenden Drogenpolitik betroffen sind und gesellschaftliche Ächtung und Ausgrenzung erfahren. Ein akzeptierender Ansatz berücksichtigt die Heterogenität der Drogengebrauchenden, z.B. mit Blick auf ihre höchst unterschiedlichen Gebrauchsmuster, die in vielen Fällen harmlos sind, jedoch auch sozial und gesundheitlich schädlich sein können. Das heißt: Maßnahmen gegen verantwortungsbewussten Drogengebrauch sehen wir als […] nicht einem humanistischen Wertesystem entsprechend an, und selbst ein schädlicher Gebrauch kann kontrolliert stattfinden. Auch in der Gruppe der sozial oder gesundheitlich schädlich Gebrauchenden muss differenziert werden, etwa hinsichtlich individueller, soziokultureller oder auch genderspezifischer Kriterien. Diese Heterogenität muss bei der Gestaltung von Angeboten berücksichtigt werden.«
Quelle