CannaTrade wird 20!
Europas dienstälteste Hanfmesse
Die Geschichte der CannaTrade beginnt im Jahr 2001, als – geboren aus den “Schweizer Hanftagen” – zum ersten Mal die internationale Hanf-Fachmesse CannaTrade in Bern durchgeführt wurde. Es war dies in der Zeit der «Duftsäckli», als es in der Schweiz beinahe mehr Hanfläden als Bäckereien gab. Grund dafür war eine Lücke im Betäubungsmittelgesetz, welche den Hanf erst dann explizit verbot, wenn er zu Rauschzwecken verwendet wurde. So war die Schweiz während einiger Jahre das weltweite Cannabis-Land Nr. 1, und alles was in der Szene Rang und Namen hatte, zog ins Alpenland und nahm am grünen Goldrausch teil.
Die CannaTrade war zu dieser Zeit nebst der «CannaBusiness» in Deutschland und der «Highlife» in Holland eine der drei Hanfmessen Europas und hat als einzige dieser drei die darauffolgenden mageren Jahre überlebt. Anfang des Niedergangs war in allen drei Ländern eine Veränderung der politischen Gegebenheiten. Deutschland, auch heute noch als repressives Land bezüglich Cannabis bekannt, schob den Riegel am ehesten vor, und die CannaBusiness verschwand im Jahre 2005 von der Bildfläche. Die Highlife-Messe in Holland schaffte es noch ein paar Jahre länger, musste aber auch bald ihre Toren schließen, trotz der eigentlich liberalen holländischen Cannabis-Politik. Und auch der CannaTrade erging es nach dem Ende der legendären «Duftsäcklizeit»nicht gut: Bis ins Jahr 2008 war es in der Schweiz wenigstens noch toleriert, Samen (zum Anbauen) zu verkaufen, was zu diesem Zeitpunkt rund 40 % der Aussteller der CannaTrade taten. Drei Tage (!) vor der letzten Hanfmesse in Bern im Frühling 2008 war aber auch dieser Spaß vorbei.
Ben Arn, Organisator der CannaTrade seit 2006, erinnert sich noch genau an den Tag: «Wir waren bereits in der Festhalle auf dem BernExpo Gelände in Bern mit dem Aufbau beschäftigt, als das Schreiben der Behörden eintraf. Keine Samen dürfen auf der Messe vorhanden sein, fehlbare Stände würden unverzüglich geschlossen. Ich blickte in die Messehalle, sah das große Logo von Greenhouse Seed Cooperation bereits an der Decke hängen, und musste danach alle 30 Samenbanken informieren, dass sie auf der Messe keine Samen verkaufen dürfen.» Der Schaden war enorm –Aussteller wie auch Besucher waren enttäuscht, und die CannaTrade quasi tot. Das Geschäft mit den Samen zog weiter nach Kalifornien und Spanien, da dort zur selben Zeit die Gesetze bezüglich Cannabisanbaus gelockert wurden.
Ans Aufgeben dachte man im CannaTrade-Büro trotz der widrigen Umstände (noch) nicht. Als während der geplanten Messe im Jahr 2009 gleichzeitig die Eishockey-WM stattfinden sollte und alle Hotelzimmer in Bern während dem CannaTrade-Wochenende ausgebucht waren und zudem das Rauchverbot in Bern bereits eingeführt wurde (in Basel aber noch nicht), zog die CannaTrade in die Rhein-Stadt am Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Frankreich. Die Aussteller, außer den meisten Samenbanken, konnte man überreden, in Basel Besucher aus allen drei Ländern zu gewinnen und so der Messe ihre Berechtigung zu erhalten. Der Wegfall der Samenbanken hatte aber eine unausweichliche Negativspirale in Gang gesetzt, welche im Voraus absehbar war: Denn wenn man nichts pflanzen kann, braucht man auch keine Anbau-Utensilien mehr, und nur von den Rauchzubehör-Ständen konnte die CannaTrade nicht überleben.
Nach zwei Messen in Basel mit finanziellen Verlusten setzte die CannaTrade im Jahr 2011 aus, um sich neu zu definieren. Während Spanien Cannabis Social Clubs erlaubte, diverse US-Bundesstaaten Cannabis zuerst als Medizin und später auch für den Freizeitkonsum erlaubten, herrschte in der Schweiz die Zeit des drogenpolitischen Stillstands. Zu nahe war die verlorene Hanfinitiativeaus dem Jahre 2008, um auf baldige Veränderungen zu hoffen. Doch in diesem besagten Jahr geschah, mehrheitlich unbemerkt, der Grundstein für den heutigen CBD-Boom. Die Schweiz änderte nämlich den maximal zulässigen THC-Wert für (Industrie-)Hanf von damals 0,3 auf max. 1 %. Ohne bewusste Kenntnisnahme der Auswirkung dieses halben Prozent THCs planten die Organisatoren ab 2012, die CannaTrade in einem Zweijahres-Rhythmus als kleine, aber feine Schweizer Hanfmesse am Leben zu erhalten. Mit der Stadthalle Dietikon wurde die passende Halle gefunden, und bis ins Jahr 2016 fanden insgesamt drei Ausgaben der CannaTrade am Rande der Großstadt Zürich statt. Es war keine internationale Hanffachmesse, vielmehr ein Schweizer Szenetreffen mit ein paar ausländischen Gästen, welche sich an die gute alte Zeit erinnerten oder ihren Fuß in der Schweiz behalten wollten. Spaß gemacht hatte es jedenfalls, auch wenn es auf Seiten der Veranstalter zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit wurde.
Bis im Frühling 2016 das CannaTrade-Telefon klingelte und ein Kunde namens Bio CanAG ankündigte, auf der CannaTrade 2016 Grasblüten auszustellen. Grasblüten? Auch hier erinnert sich Ben Arn an den Moment, als wäre es gestern geschehen: «Ich stieg gerade aus dem Auto aus, als mein Telefon klingelte und man mir im Vertrauen ankündigte, dass ein Weg gefunden war, um legales Gras an der Messe zu verkaufen. Ich traute meinen Ohren nicht, hielt es für einen Scherz, und fragte nach den amtlichen Dokumenten. Als ich diese einige Zeit später erhielt, keimte sofort die Hoffnung auf, dass sich das Warten gelohnt hat und die Schweizer Hanfbranche und damit auch die CannaTrade wieder zurück zur alten Blüte finden würde …».
Und so kam es. Noch nicht im Jahre 2016, aber im darauffolgenden Jahr war sie zurück, die grüne Goldgräberstimmung. Die CannaTrade zog weg aus Dietikon in die Halle 622 in Zürich-Oerlikon, und die beiden Messen 2018 und 2019 waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Aus der gemütlichen Schweizer Hanfmesse wurde über Nacht wieder einer der wichtigsten Treffpunkte der europäischen Cannabis-Industrie. Kunden aus über 40 Ländern besuchten die Messe im Jahr 2019, und der nächste Schritt war klar: Zurück zum Ursprung, auf das größte Messegelände der Schweiz: nach Bern.
Die CannaTrade 2020 wurde geplant, doppelt so groß wie die Ausgaben 2018 und 2019, und größer als je zuvor. Der Run war (und bleibt) enorm, Tag und Nacht wurde gearbeitet. Bis zum März 2020. Als ein kleines Virus die Welt lahmlegte und so auch die CannaTrade 2020 vereitelte.
Zwei Monate vor dem Austragungstermin musste alles gestoppt werden, ein finanzielles Desaster, wie Ben Arn erläutert: «Stellen Sie sich vor: Es waren zehn Monate intensiv gearbeitet worden, alle möglichen Partner und Leistungen waren gebucht, zum Teil bereits bezogen und bezahlt, und dann musste die Messe abgesagt werden.» Doch die Aussteller machten mit, ließen ihre Anzahlungen stehen und halfen mit 25 % Aufschlag mit, das Covid-Loch zu stopfen. Und dies, obwohl die Messe auch 2021 nicht stattfindet und vorzeitig auf Mai 2022 verschoben wurde. Ben Arn erläutert diese Treue wie folgt: «Einerseits ist dies ganz klar auf die veränderten politischen Umstände zurückzuführen. Mit den Pilotprojekten (Experimentierartikel) und der neuen Gesetzgebung bezüglich Anbaus und Exports von medizinischem THC-Gras ist die Schweiz zurück auf dem internationalen Cannabis-Parkett. Dazu kommt, dass wir mit vielen Ausstellern ein langes und teils sehr enges, freundschaftliches Verhältnis pflegen. Beides hat wohl dazu geführt, dass wir nicht im Stich gelassen wurden.»
Und so blickt die CannaTrade in ihrem 20. Lebensjahr beruhigt und positiv in die Zukunft. Es steht eine ausgebuchte Messe im Jahr 2022 an, und die covidbedingte Pause wurde genutzt, um eine neue Event-Reihe für ausschließlich Geschäftskunden ins Leben zu rufen. Bereits im vergangenen September wurde in Zürich ein erstes b2b-Network-Event unter dem Namen «CB Club –Cannabis Business Club of Switzerland» veranstaltet. Die nächste Austragung folgt, sobald Veranstaltungen für 200 Personen wieder zugelassen sind, in Montreux. Und im September dieses Jahres soll in Zürich die erste reine Business-Messe unter dem Namen «CB Expo –Cannabis Business Expo and Conference» stattfinden. Trotz anhaltenden Lockdowns in Europa ist die Messe bereits zur Hälfte ausgebucht, und es darf zurzeit davon ausgegangen werden, dass diese auch stattfinden wird, da sie auf 500 bis maximal 1000 Gäste pro Tag ausgelegt ist, und nicht auf 10.000 plus wie die große Besuchermesse CannaTrade.
Unter demselben Motto Event für 500 Personen will die CannaTrade nun auch ihren Geburtstag feiern. Auf dem Gelände der BernExpo, wo die Messe vor 20 Jahren entstand und nächstes Jahr zurückkehren wird, findet am Wochenende vom 2. bis 4. Juli 2021 das «20 years CannaTrade–Festival» statt. Mit 20 Messeständen und alle bewährten Highlights wie der CannaSwissCup-Awardshow, dem Joint Roll Contest Swiss Championship und dem Hemp Food Festival. Zusammen mit Musik und gedeckter Chillout-Area wird in kleinem Rahmen trotz allem CannaTrade-Stimmung aufkommen, ist Ben Arn überzeugt: «Nach über einem Jahr ohne Events, ohne Live-Musik und ohne CannaTrade freue ich mich – und ich gehe davon aus, dass ich damit nicht allein bin – mega auf das Wochenende. Das 20 years CannaTrade wird ein Mix zwischen back-to-the-roots und Vorfreude auf die nächste, große CannaTrade sein.»