Koka legal in Bolivien und Kolumbien
Südamerikanische Länder fordern Ende des Verbots
Der Koka-Strauch Erythroxylum coca ist nicht Kokain. Zwar wird das Alkaloid aus den Blättern des in Südamerika heimischen Gewächses gewonnen. Reines Kokain mit den psychoaktiven Blättern des Koka-Strauchs gleichzusetzen – wie es die internationale Drogenpolitik tut -, ist jedoch eine Farce, da das Kauen der Blätter bzw. entsprechende Aufgüsse aus diesen deutlich milder wirken als die extrahierte und aufgereinigte Substanz Kokain.
Bolivien und Kolumbien haben lange Traditionen, was den Koka-Strauch angeht. Er gehört als Heil- und Ritualpflanze zur Kultur der südamerikanischen Länder, wie der Tee mit China assoziiert wird. Daher fordern die beiden Länder ein Ende der Koka-Prohibition, also eine Streichung der Pflanze von der internationalen UN-Liste der Betäubungsmittel sowie eine daraus resultierende Freigabe des Kokablatts. Bolivien will die Pflanze sogar industrialisieren. Die derzeitige Drogenverbotspolitik macht den südamerikanischen Koka-Bauern und den traditionellen Koka-Kauern das Leben nur unnötig schwerer, während die Kokain-Mafia unbehelligt von der Illegalisierung profitiert – obwohl dies eigentlich nicht mit dem Verbot beabsichtigt wird. Aber: Erst die verheerende und menschenverachtende Drogenpolitik macht aus der Substanz das weiße Gold, als das sie betrachtet wird. Damit soll nun in Bolivien und Kolumbien Schluss sein.
Die Plattform Amerika21 berichtet: «Angesichts der jahrtausendealten Tradition des Anbaus und Kauens der Kokablätter in Bolivien schlug bereits die Regierung des indigenen Präsidenten und ehemaligen Kokabauers Evo Morales vor, einzelne Bestimmungen des Verbots von Kokablättern zu streichen. Nachdem dieser Vorstoß abgelehnt wurde, trat Bolivien 2012 aus dem Abkommen, um unter einem juristischen Vorbehalt, das Kauen, Aufgießen und andere nicht illegale Verwendungen von Kokablättern in seinem Hoheitsgebiet zu erlauben, im selben Jahr die Wiederaufnahme in das Abkommen zu beantragen. Da nur 15 der erforderlichen 62 Staaten (darunter Deutschland) dagegen stimmten, ist Bolivien seit dem 1. Januar 2013 wieder offizielles Mitglied. 2016 erklärte die Regierung Morales das Kauen des Kokablattes per Gesetz zum ‹immateriellen Kulturerbe des Plurinationalen Staates Bolivien›» (Quelle).
Eine diesbezügliche Petition ist bei der 66. Sitzung der Suchtstoffkommission der Vereinten Nationen, die vom 13. bis 17. März in Wien stattfand, von beiden Ländern gemeinsam eingereicht worden. Eine Entscheidung steht noch aus.
Auch der Schildower Kreis, eine deutsche Organisation, die sich für ein Ende der weltweiten Drogenprohibition engagiert, unterstützt den Vorstoß der südamerikanischen Staaten: «Coca-Blätter gehören zu der Kultur Indigener Bevölkerungen der Andenregion und werden traditionell für gesundheitliche und religiöse Zwecke gebraucht. Das bisherige Verbot ist pharmakologisch und toxikologisch unbegründet und hat ökologische wie soziale Schäden für die betroffene Region gebracht» (ebd.).